Kooperationsprojekt "Siedlung und Verkehr" setzt erfolgreiche Impulse für integrierte Mobilitäts- und Siedlungsentwicklung
Das Verkehrsministerium Baden-Württemberg setzt in Zusammenarbeit mit dem Regionalverband Neckar-Alb und dem Regionalverband Hochrhein-Bodensee mit dem Kooperationsprojekt "Siedlung und Verkehr" wegweisende Akzente für eine nachhaltige, integrierte Mobilitäts- und Siedlungsentwicklung. Im Fokus des Projekts steht die Entwicklung von Grundlagen und Instrumenten der Regional- und Landesplanung gemeinsam mit Expertinnen und Experten. Ziele und Maßnahmen wurden in Bürgerworkshops in den Modellregionen Kandertal (Landkreis Lörrach) sowie die Mittlere Schwäbische Alb (Gemeinde Engstingen und Gemeinde Münsingen im Landkreis Reutlingen) diskutiert.
Am Montag, 29.01.2024 präsentierten die Projektbeteiligten im Rahmen einer Abschlussveranstaltung in der Rottenburger Zehntscheuer die erzielten Ergebnisse.
Verkehrsminister Winfried Hermann betonte anlässlich des erfolgreichen Projektabschlusses:
„Gerade in ländlichen Räumen ist die Verkehrswende eine große Herausforderung. Dabei geht es um die Ermöglichung klimafreundlicher Mobilität und deren Absicherung sowie um mehr Lebensqualität: Von guter Anbindung an den ÖPNV und von kürzeren Wegen profitieren alle. Umso wichtiger ist, dass klimaschonende Mobilität bei der Entwicklung der Regionen von Anfang an mitgedacht wird. Sie muss zusammen mit der Siedlungsentwicklung aus einem Guss erfolgen. Aus diesem Grund hat das Land Baden-Württemberg zusammen mit den Regionalverbänden Neckar-Alb und Hochrhein-Bodensee mit dem Kooperationsprojekt "Siedlung und Verkehr" den Anstoß gegeben. Dabei werden gemeinsam mit Bürgerinnen und Bürgern aber auch mit Fachleuten zukunftsweisende und klimafreundliche Lösungen entwickelt.“
Thomas Hölsch, stellv. Verbandsvorsitzender Regionalverband Neckar-Alb und Bürgermeister Gemeinde Dußlingen, hob hervor:
„Die Bürgerworkshops haben gezeigt, dass die Menschen in unserer Region großes Interesse an dem Thema und bei der Mitgestaltung der Lösungen haben. In der Region Neckar-Alb bietet gerade die Regional-Stadtbahn die einmalige Chance den Ausbau des öffentlichen Verkehrs und die zukünftige Siedlungsentwicklung gemeinsam zu denken. Stadt und Land werden verbunden und wir können den Menschen z.B. Wohnungsangebote machen, bei denen ein optimales Verkehrsangebot besteht. Und das vom Neckar bis auf die Schwäbische Alb.“
Dr. Martin Kistler, Verbandsvorsitzender Regionalverband Hochrhein-Bodensee, sagte:
„Wir danken dem Verkehrsminister, dass wir gemeinsam mit seinen Fachleuten an Zukunftslösungen für eine gute Verflechtung von Stadt und Land sowie zukunftsfähige Mobilität in den Raumschaften arbeiten konnten. Siedlung und Verkehr zusammen zu denken, erschließt Synergien und vermeidet proaktiv Situationen, deren Lösung im Nachhinein ungleich aufwändiger ist. Nachhaltige Mobilität braucht den Schulterschluss vieler Partner. Dass aus dem Kooperationsprojekt heraus das Mobilitätsnetzwerk Kandertal-Oberrhein (NEMO) mit befördert werden konnte und dort nun gemeinsam ganz konkrete Maßnahmen umgesetzt werden, zeigt den Beitrag, den die Regionalverbände dabei leisten können.“
Projektphase 1: Bürgerworkshops – Vielfältige Perspektiven für die Zukunft
30 zufällig ausgewählte Bürgerinnen und Bürger aus den Modellregionen beschäftigten sich in zwei Workshops mit dem Themenfeld der integrierten Siedlungs- und Verkehrsentwicklung. Die Verringerung der Mobilitätsbedürfnisse im ländlichen Raum, nachhaltige Siedlungsgestaltung, höhere Siedlungsdichten sowie die Förderung neuer Mobilitätsformen standen dabei im Vordergrund. Aus den Ergebnissen wurden übergreifende strategische Ansätze und Ideen zur Weiterentwicklung des Themenfelds entwickelt. Die enge Vernetzung in ländlichen Gemeinden erwies sich als Schlüssel zur pragmatischen Suche nach und Umsetzung von Lösungen.
Projektphase 2: Datenworkshops – Einheitliche Datengrundlage für effektive Planung
Im Rahmen zwei weiterer Workshops untersuchten Expertinnen und Experten die vorhandene Datengrundlage hinsichtlich ihrer Nutzbarkeit für die Siedlungs- und Verkehrsplanung auf Landesebene, regionaler und kommunaler Ebene. Beteiligt waren Mitarbeitende des Verkehrsministeriums und der Regionalverbände, von Planungsbüros, Universitäten, Software- und Beratungsunternehmen sowie Bundesinstituten. Im Zentrum der Workshops standen die Notwendigkeit einer einheitlichen Datengrundlage und die Unterschiede zwischen Verkehrs- und Erreichbarkeitsmodellen. Es wurde deutlich, dass fehlende Daten zu Erreichbarkeit, Dichte und Points of Interest eine Herausforderung darstellen. Hier wird das im Aufbau befindliche Landesverkehrsmodell eine Grundlage für verkehrsbezogene Daten bieten. Ein zusätzliches Erreichbarkeitsmodell ist erforderlich, um eine verkehrssparsame Siedlungsentwicklung Mhm zu ermöglichen.
Projektphase 3: Instrumentenworkshop – Werkzeug zur erfolgreichen Ausführung
Während der dritten Projektphase wurden raumordnerische Instrumente behandelt. Besonders im Fokus standen die Siedlungsdichte, Erfahrungen aus dem Ausland, die ÖV-Güteklassen aus Österreich, das Agglomerationsprogramm aus der Schweiz, die Allgemeinen Siedlungsbereiche aus Nordrhein-Westfalen und das Transit Oriented Development in den Niederlanden. Es wurde untersucht, inwieweit Konzepte aus den Nachbarländern auf Baden-Württemberg übertragbar sind.
Das Kooperationsprojekt "Siedlung und Verkehr" bietet nicht nur einen Einblick in die Herausforderungen und Chancen der integrierten Mobilitäts- und Siedlungsentwicklung, sondern liefert auch konkrete Instrumente und Erkenntnisse für eine nachhaltige Planung auf verschiedenen Ebenen. Der Dialog zwischen Bürgerinnen und Bürgern, Expertinnen und Experten und Entscheidungsträgerinnen und Entscheidungsträgern ist der Schlüssel für zukunftsweisende Lösungen. Wissenschaftlich begleitet wird das Kooperationsprojekt von dem Institut für Raumordnung und Entwicklungsplanung an der Universität Stuttgart.